Hans Furer, geboren am 5. Mai 1955, ist Künstler, Rechtsanwalt, Richter, Politiker sowie Kunstsammler. Er lebt und arbeitet in Basel in der Schweiz.Seit 1971 hat Hans Furer ein stetig wachsendes Werk erschaffen, das heute rund 900 Bilder, 10`000 Zeichnungen und 100 Grafiken umfasst. Hans Furers Werk beschäftigt sich mit dem Thema „Zeit“. Das Erleben der eigenen Zeit und das Bewusstsein, dass alles einen Anfang und ein Ende hat, haben sein künstlerisches Schaffen stark beeinflusst, wie auch die Struktur der Zeit, die wie ein Takt unser Leben bestimmt in Jahr, Monat, Tag, Stunde, Minute, Sekunde. Der Künstler sieht in seinem Werk eine konzeptuelle (am ehesten mit On Kawara vergleichbare) und expressive (am ehesten mit dem deutschen Expressionismus und den «Neuen Wilden» vergleichbare) Seite.

 Hans Furers erste Ausstellung in Bad Reichenhall 2020 hiess „Wenn das Leben zum Projekt wird“, seine zweite in Basel 2022 „Anders und Gleich“. Zudem hat er begleitend drei Bücher veröffentlicht: „Zeit“ (2000), ein Werkverzeichnis seiner Gemälde, das die Struktur des Werkes für Aussenstehende besser verständlich machen sollte (2014), und ein Werkverzeichnis über seine Linolschnitte (2022).

KI/812.10.23 stacheliger Kaktus – Replik 100 x 100 cm Acryl auf Leinwand KI/711.10.23 KI 4 100 x 100 cm KI und Acryl auf Leinwand
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12.10.23
stacheliger Kaktus – Replik
100 x 100 cm
Acryl auf Leinwand
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11.10.23
KI 4
100 x 100 cm
KI und Acryl auf Leinwand

Das KI-Experiment geht auf eine Anregung von Bernhard Egger zurück. Er ist Juniorprofessor für Cognitive Computer Vision am Departement Informatik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Bernhard Egger arbeitete während seines Informatikstudiums in der Anwaltskanzlei von Hans Furer, und daraus entwickelte sich eine langjährige Freundschaft. Voraussetzung und Ausgangslage für ein gemeinsames KI-Experiment war, dass sämtliche Bilder im Rahmen des Werkverzeichnisses von Hans Furer bereits fotografiert und publiziert waren. Eine weitere Voraussetzung war, dass sämtliche Bilder datiert waren, sodass sie zeitlich eingeordnet werden konnten.

Dank diesen Vorgaben konnten die Werke in Perioden von zehn Jahren in die KI eingegeben werden: 1971–1980, 1980–1990, 1990–2000, 2000–2010, 2010–2023. Aus jedem Jahrzehnt stammen so rund 100 Bilder, die als Trainingsdaten einem generativen Bildmodel zugeführt wurden. Aus den Bildern jeder Periode generierte die KI zahlreiche Bilder als „Gemisch“. Aus diesen wählten Bernhard Egger und Hans Furer für jedes Jahrzehnt eines für die Ausstellung aus.

Hans Furer malte darauf jedes KI-Bild in seinem Standardformat (1 x 1 m, Acryl auf Leinwand) genau nach den elektronischen Vorgaben ab. Die so entstandenen Gemälde bezeichnet und betitelt Hans Furer als „KI-Bild“. Der Künstler wählte danach ein weiteres Bild aus, das er tatsächlich in der jeweiligen Zeitperiode gemalt hatte, und malte dieses ebenfalls ab – die „Replik“. Das Paar (KI-Bild und Replik) repräsentieren das jeweilige Jahrzehnt. Ziel war es, KI-Bild und Replik dem Publikum als etwas Ähnliches, aber doch Verschiedenes vor Augen zu führen.

Der Künstler begann mit dem Abmalen im Juli 2023 und beendete das Projekt im November 2023. Er begann mit dem Jahrzehnt 2010–2023. Jeden Monat entstand ein weiteres Paar. Bis im November 2023 (1971–1980) hatte er sämtliche Jahrzehnte abgearbeitet. Der Abstand – als Vorgabe für das Projekt – von jeweils einem Monat pro Jahrzehnt gab dem Künstler den Raum, die Erfahrung «KI» emotional und intellektuell zu verarbeiten. Gleichzeitig entstanden in diesen Monaten weiterführende Texte.

Das KI-Experiment dokumentiert, wie KI zwar ähnliche und durchaus spannende und ansprechende Bilder produzieren, aber inhaltlich das Werk von Hans Furer nicht erfassen und verstehen kann. Dies zeigt die fundamental andere Ausrichtung von künstlicher „Intelligenz“ im Vergleich zur menschlichen Intelligenz und Kreativität. Das Experiment hat andererseits dazu geführt, dass sich Hans Furer bei seinem eigenen Werk und seiner Werkreihe (seit dem Jahr 2000 entsteht monatlich mindestens ein Bild) durch die KI-Bilder beeinflussen liess. Dies führte (positiv) zu einer Erweiterung seiner bildnerischen Vorstellungen. Auch wenn die KI die Bilder nicht versteht, können die KI generierten Werke dennoch als Inspirationsquelle für Zukünftiges Einfluss nehmen.

Hans Furer und Bernhard Egger, März 2024